Das Restless Genital Syndrom
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.
Das Restless Genital Syndrom

Ungewollte sexuelle Dauererregung, Blasendrang, Missempfindungen im Becken - und Beinbereich, so fühlt sich das Restless genital syndrom an. Zwar sind die Beschwerden sehr individuell, jedoch ist das beeinträchtigendste die ungewollte Dauererregung...
 
StartseiteStartseite  PortalPortal  GalerieGalerie  Neueste BilderNeueste Bilder  SuchenSuchen  AnmeldenAnmelden  LoginLogin  

 

 Wilhelm Reich, Nesselsucht, Histaminose

Nach unten 
AutorNachricht
Aristocat
Erfahren
Erfahren



Anzahl der Beiträge : 154
Anmeldedatum : 23.05.15

Wilhelm Reich, Nesselsucht, Histaminose Empty
BeitragThema: Wilhelm Reich, Nesselsucht, Histaminose   Wilhelm Reich, Nesselsucht, Histaminose EmptySa 5 Jun - 16:27

Wie schon in einem Post „Wilhelm Reich und ReGS“ beschrieben, wurden von diesem Psychiater sehr viele Symptome, die heute auf Betroffene mit dem ReGS Syndrom zutreffen, bereits beschrieben und das vor 100 Jahren. Natürlich konnte er auf Grund des Stands der Wissenschaft nicht die Schlüsse ziehen, die heute möglich sind.

Es wird immer deutlicher, dass Histaminose/Histaminintoleranz eine komorbide Erkrankung bei ReGS sein kann und damit Folge eines hoch aktiven Nervensystems.  Zum einen haben hier auf dem Forum schon einige Betroffene darüber berichtet, zum anderen wird dies auch auf dem ADFD Forum berichtet, dort wo Menschen, teilweise unter belastendsten Reaktionen  des Nervensystems, ihren Entzug von Psychopharmaka vornehmen. Von der Reaktion des Nervensystems her besteht kein Unterschied zwischen einem ReGS Nervensystem und einem, das unter Psychopharmaka oder deren Entzug arbeitet. Auch das Restless Legs Syndrom fällt noch in die gleiche Kategorie. Vom Grundsatz her befinden sich in allen Fällen die Gehirnchemie und die Gehirnwellen in einem massiven Ungleichgewicht, was für die Betroffenen eine Qual bedeuten kann.

Reich berichtet ebenfalls über eine Patientin, die unter Nesselsucht (Urtikaria) litt, welche zur damaligen Zeit bereits bekannt war und auch so genannt wurde.

Das Kapitel ist überschrieben:

„Aus der Analyse einer Hysterie mit hypochondrischer Angst.“

„Eine zweiunddreißigjährige verheiratete Frau suchte das psychoanalytische Ambulatorium wegen der quälenden Befürchtung auf, ihr achtjähriger Sohn und sie selbst könnten an Lungentuberkulose sterben. Vor drei Jahren hatte sie einen Arzt wegen des schlechten Aussehens ihres Kindes konsultiert, die Untersuchung hatte jedoch nichts Pathologisches ergeben; der Arzt hatte sie bloß auf die Gefahr eines Lungenspitzenkatarrhs aufmerksam gemacht. Sie dachte nicht weiter daran, bis der Junge vor einem Jahre an einer Angina erkrankte. Jetzt setzte, jedoch noch ohne den Charakter der Angst anzunehmen, die hypochondrische Zwangsbefürchtung ein. Sie wich auch nicht, sondern verstärkte sich vielmehr, als der Knabe gesundete, trotz wiederholter Versicherungen des Arztes, daß ihm nichts mehr fehle. Aus Angst und Sorge um das Kind wurde die Patientin schlaflos und arbeitsunfähig, litt an Weinkrämpfen und akut auftretenden Angstzuständen; sie mußte immerfort denken: “Wenn das Kind aber doch stirbt.““
(Wilhelm Reich, „Die Funktion des Orgasmus“, Thomas de Munter, Amsterdam 1965, S.81)

Diese Frau hatte eine gravierende Angstproblematik um ihr Kind entwickelt. Hierzu muss man bedenken, dass Tuberkulose zu dieser Zeit nicht heilbar war, und viele Menschen an dieser Erkrankung starben. An Tuberkulose zu erkranken war häufig ein Todesurteil, wofür auch die schlechten Lebensbedingungen, in denen die Menschen lebten, verantwortlich waren. Darüber hinaus war ihr Vater acht Jahre zuvor an eben eben dieser Erkrankung gestorben. Ihr Nervensystem hatte also schon eine tiefgreifende, evtl. eine traumatische Erfahrung mit dieser Erkrankung abgespeichert. Die große Angst um ihr Kind war also durchaus gerechtfertigt, betrachtet man Zeit und Umstände des beginnenden 20. Jahrhunderts.  Zugleich ist diese Patientin ein gutes Beispiel dafür, wie ständige Angst das Nervensystem aktiviert und, wie wir noch sehen werden, darüber hinaus auch das  Immunsystem. Ob die Angst dieser Frau hypochondrisch war, lässt sich nach heutigem Wissen über traumatische Erfahrungen und der Reaktionen des Nervensystems auf solche Erfahrungen, durchaus in Frage stellen. Die Frau war schlaflos, hatte Angstzustände und war sogar arbeitsunfähig. Es muss ihr also mehr als schlecht gegangen sein.

Im Laufe der weiteren Beschreibung der Fallgeschichte berichtet Wilhelm Reich, dass die Patientin seit ihrer Kindheit an Nesselsucht litt. Diese brach mit starkem Juckreiz an verschiedenen Stellen des Körpers aus. Entweder errötete die Haut, oder es traten die Urtikaria typischen, juckenden Pusteln auf. Heute nennt man dieses Erröten „Flush“.

Aus Wilhelm Reichs weiteren Ausführungen wird dann deutlich, dass ein Zusammenhang zwischen  einem hoch aktivierten Nervensystem, Angst, Sexualität und Nesselsucht besteht.

Interessant ist, dass diese Patientin auch Nesselsucht entwickelte, wenn sie auf der Couch liegend in der analytischen Sitzung zur Toilette musste, dies aber Reich nicht sagen wollte. Viele ReGS Betroffene kennen diesen parallelen Druck auf der Blase. Da Wilhelm Reich, seinem Metier folgend, die Umstände der Frau mit ihrer Sexualität in Verbindung brachte, reagierte diese darauf zwar nicht mit ReGS, jedoch mit Blasendruck und Nesselsucht.
Die Zusammenhänge zwischen ReGS, Angst, Blasendruck und Nesselsucht wurden somit bereits von Wilhelm Reich beschrieben. Liest man seine Beschreibungen genau, so ist es bei dieser Patientin ein ständiges „Wechselspiel“ zwischen Sexualität, Blasendruck und Nesselsucht.
Sicherlich mit anderer Intention hat Wilhelm Reich bereits vor 100 Jahren diese Symptome beschrieben, vor denen die Medizin heute ohne jede Lösung steht.

Heute weiß man, dass Nesselsucht auf Histaminintoleranz beruht. Dieser Begriff ist meiner Meinung nach mehr als irritierend. Der Körper toleriert Histamin, er ist nur auf Grund des Zustandes des Nervensystems und des Immunsystems nicht mehr in der Lage, das dem Histamin entgegenwirkende Enzym zu bilden und produziert wahrscheinlich ebenfalls zu viel Histamin.

Histaminose äußert sich aber nicht nur in Flushs oder Nesselsucht, sondern kann auch gravierende Auswirkungen auf den Magen- Darmtrakt haben, wie auch auf das Gehirn, da Histamin auch im Gehirn gebildet wird; z.B. Kopfschmerzen, Kopfdruck, Schwindel etc..

Zu Anfang können die Symptome diffus sein. Ich habe mal einzelne Pusteln gehabt, die ich nicht einordnen konnte. Bis die Symptome dann Fahrt aufnahmen, und ich mich in diese zusätzliche Belastung einarbeitete.

Ärzte raten zu einer histaminarmen Ernährung. Das alleine lässt die Symptome aber nicht verschwinden. Die Schübe sind nicht systematisch, sondern nach einer Zeit der Ruhe, kann wieder verstärkte Histamin produziert werden. Es ist ein weiterer Weg des Lernens, wie jeder, der betroffen ist, damit umgeht.

So steht Histaminintoleranz/Histaminose nicht allein mit der Beschaffenheit des Essens in Verbindung. Die Patientin von Reich bekam Nesselsucht, ohne zu essen, einfach auf der Couch liegend, während sie „frei assoziierte“ oder ihre Lebensthemen bearbeitete. Auch ich bekomme Flushs oder Nesselsucht, ohne gegessen zu haben. Das permanent überreagierende Nervensystem, das mit dem Immunsystem zusammen arbeitet, treibt die Histaminproduktion an, die von dem ausgleichenden Enzym nicht mehr ausgeglichen werden kann. Histaminose ist keine Nahrungsmittelunverträglichkeit und keine Allergie, sondern in meinen Augen eine schwere Stoffwechselstörung, die durch Nahrung nur mäßig zu beeinflussen ist.
Gestoppt werden müsste das hyperaktive Nervensystem. Eine Tatsache, die ich schon seit Jahren versuche darzulegen.

Zur neueren PGAD Forschung habe ich einen Bericht von 2017 gefunden, der als erster - so meine Forschungen - diese zusätzliche Symptomatik benennt. In der Symptomliste ist aufgeführt: "Face and neck becoming red or flushed." Auch folgen noch körperliche Symptome, die auf ein aktives Nervensystem hinweisen und die richtig sind. In der weiter führenden Forschung von 2020 und 2021 habe ich diese zusätzlichen Symptome nicht mehr gefunden. Es ist das ewig alte Dilemma der Medizin, nicht systemisch denken zu können. Dieser Bericht ist auch nicht von einem Arzt, sondern von einem Psychologen erstellt worden. Diese scheinen einfach anders schauen zu können.
https://www.healthline.com/health/persistent-genital-arousal-disorder

Heute gibt es das medizinische Fachgebiet der Psycho-Neuro-Immunologie, die klar weiß, dass Stress gravierende Auswirkungen auf das Immunsystem hat. So ist es nicht verwunderlich, dass der permanente Stress durch ReGS, irgendwann Folgeerkrankungen mit sich bringt.

Aristocat
Nach oben Nach unten
 
Wilhelm Reich, Nesselsucht, Histaminose
Nach oben 
Seite 1 von 1
 Ähnliche Themen
-
» Wilhelm Reich und ReGS
» Noch mehr Historie - die Nachfolger-innen von Reich's Patienten

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Das Restless Genital Syndrom  :: Alle Infos über REGS-
Gehe zu: