Das Restless Genital Syndrom
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Das Restless Genital Syndrom

Ungewollte sexuelle Dauererregung, Blasendrang, Missempfindungen im Becken - und Beinbereich, so fühlt sich das Restless genital syndrom an. Zwar sind die Beschwerden sehr individuell, jedoch ist das beeinträchtigendste die ungewollte Dauererregung...
 
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 Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung

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Aristocat
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BeitragThema: Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung   Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung EmptyMi 11 Jan - 18:59


Zum letzten Mal versuche ich jetzt in einer Zusammenfassung die Dinge im Zusammenhang mit RGS darzulegen. Ich habe bisher sehr viel geschrieben und wer sich dem nicht anschließen kann, wofür ich größtes Verständnis habe, soll gerne nach Ärzten suchen, die wissen, was konkret diese Störung ist und wie sie zu behandeln ist.

Ich betone, dass dies Alles meine Sichtweise der Dinge ist, die ich mir inzwischen über acht Jahre hinweg erarbeitet habe und zwar durch Lesen guter, kundiger Menschen und Forscher undn durch Beobachtung meines Körpers und meines gesamten Seins.

In meinen Augen ist RGS eine psychosomatische Erkrankung und damit verbunden eine Schmerzerkrankung. Der Aspekt der Sexualität ist zwar prägnant vorhanden, spielt aber vom Krankheitsbild her eine untergeordnete Rolle.

Psychosomatische Erkrankungen:
Ich vertrete die Auffassung, wie auch die wirklich guten Trauma Forscher, die rar gesät sind auf dieser unserer Welt, dass psychosomatische Erkrankungen durch Traumata entstehen. Traumata verändern das Nervensystem, hier vor allem das vegetative Nervensystem, in einer eklatanten Art und Weise, bzw. konditionieren in ihm ungesunde Reaktionen.
Gerät der Mensch in Bedrängnis oder Gefahr, schaltet das Vegetativum auf das berühmte „fight or flight“ (kämpfe oder fliehe). Ist beides nicht möglich, also kann man dem Feind weder eins auf den Kopf geben, noch vor ihm abhauen, schaltet es um in den sog. „freezing“ Zustand, bei Tieren nennt man das den Totstellreflex. Das sind Automatismen, denen sich niemand entziehen kann. Bei diesem Totstellreflex wird der Bewusstseinszustand verändert, damit der Mensch die Gefahrensituation überleben kann und nicht z.B. an einem Herzschlag stirbt. Früher nannte man einen solchen Bewusstseinszustand Trance, in der modernen Trauma Forschung nennt man ihn Dissoziation. Von Betroffenen z. B. sexueller Gewalt, Krieg, Folter etc. weiß man, dass sie in eine solche Trance gehen, also dissoziieren, um die Gewalttat nicht mehr körperlich wahr zu nehmen. In solchen dissoziativen Zuständen verändert sich das Nervensystem derart, dass es im schlechtesten Fall sehr schnell lernt, immer wieder in diesen Trancezustand zu gehen, auch wenn keine reale Gefahr mehr vorhanden ist. Dafür reicht allein die Erinnerung, sogenannte „flashbacks“ aus, um das Nervensystem wieder in diesen Zustand zu bringen. Es reichen also, und das ist mit das Wichtigste überhaupt, Gedanken, geistige Bilder und damit verbundene Emotionen aus, damit das Nervensystem immer wieder automatisch in diesen Modus wechselt.

Trauma:
Auch ich habe gerade in den letzten Monaten lernen müssen, dass Traumata nicht allein durch die uns bekannten Gewalteinwirkungen wie sexuelle Gewalt, Folter, Krieg etc. entstehen können, sondern manchmal minimale Erfahrungen des Menschen genügen, das autonome Nervensystem so negativ zu konditionieren. Dazu gehören auch Operationen, Unfälle, von denen wir uns scheinbar gut erholt haben, zumindest körperlich, Chemotherapien und andere ärztliche Behandlungen, sowie emotionale Gewalt und Vernachlässigung, vor allem in der Kindheit.
Robert Scaer, einer der führenden amerikanischen Trauma Forscher, hat mit Menschen gearbeitet, die bei unspektakulären Autounfälle nicht mehr als ein Schleudertrauma davon trugen und schließlich mit unglaublichen körperlichen Erkrankungen, bis hin zu Lähmungen, reagierten. Das waren psychosomatische Reaktionen, diese Patienten waren körperlich kerngesund.
Traumata werden also nicht nur durch Gewalt jeglicher Art, sondern durch die Fülle unseres gesamten Lebens, die unser Nervensystem permanent aufnehmen muss, entfacht.

RGS eine psychosomatische Erkrankung:
Diese Sichtweise wird natürlich in der Ärzteschaft nicht vertreten, da Ärzte nicht in der Lage sind, so zu denken. Entweder ist etwas im Körper, das man ausfindig machen kann und dann entweder entfernen oder per Medikation behandeln kann, oder der Mensch hat ein ganz anderes Problem. Allerdings haben sie für das andere Problem keine Erklärung und tun es in die psychosomatische Schublade. Dann ist da etwas Psychisches im Menschen, das irgendwie auf den Körper einwirkt und irgendwie Reaktionen des Körpers hervorruft. Weiß hier jemand vielleicht, wo die Psyche ist??? Ich weiß es leider nicht. Wie ist dann bitte der Weg von der Psyche, die sich im Irgendwo befindet, in den Körper und dort Schmerzen verursacht??? Ich weiß leider auch das nicht und die Ärzteschaft wohl auch nicht, denn eine klare Antwort habe ich bisher nicht gefunden.

Für mich persönlich gibt es nur einen Weg: Durch Interaktion mit unserer Umwelt entstehen in uns in jeder Millisekunde unseres Lebens Gedanken und Emotionen, die alle von unserem Nervensystem verarbeitet werden müssen. Zugleich spielt dabei auch unser Unterbewusstsein eine große Rolle, das wir bewusst, also mit unserem Verstand, nicht erreichen können. Dieses wirkt ebenfalls auf unser Nervensystem ein. Irgendwann ist die Waage mit  Stress und Entspannung nicht mehr im Gleichgewicht und die Stressschale ist am höchsten Punkt angelangt. Das Nervensystem weiß nur eins, kämpfen geht nicht mehr, es ist Ende der Fahnenstange, es geht nichts mehr rein. Abhauen geht auch nicht, wohin denn? Der Mensch sitzt in seiner Stadt, seinen sozialen Bezügen, seinem Job etc. und vor allem seinem großen Sammelsurium seiner Vergangenheit mit bewussten und unbewussten Anteilen. Also sagt das Nervensystem „tot stellen“, was auch heißt, ab in einen veränderten Bewusstseinszustand (Dissoziation).

In diesen veränderten Bewusstseinszuständen, die durch Traumatisierung hervorgerufen werden, entstehen auch Schmerzen, die rein körperlich unerklärbar sind.
Ich habe schon öfters geschrieben, dass ich diesen sexuellen Gefühlen und auch den Schmerzen gegenüber von Anfang an ein komisches Gefühl hatte. Ich spürte sehr schnell, dass da nichts in meinem Körper war, sondern all diese Gefühle „irgendwie anders“ waren, was ich jedoch nur schwer erklären kann. Ich habe sehr bald, ohne Näheres zu wissen, diese Gefühle „Phantomgefühle“ und die Sexualität „Fake Sexualität“ genannt. Phantomgefühle kennt man bisher nur bei amputierten Gliedmaßen, die weiterhin schmerzen. Nun schreibt Robert Scaer in seinem Buch „Trauma-Spektrum“, dass der Phantomschmerz bei amputierten Gliedmaßen ein Prototyp für psychosomatischen Schmerz ist. D.h., psychosomatischer Schmerz ist körperlich nicht lokalisierbar (keine Entzündung, keine Wunde, kein Bruch, kein Geschwür etc.), in seiner Schmerzqualität aggressiver, verändert und durch Medikamente kaum beeinflussbar.

Beim RGS befindet sich für mich der Mensch in einem veränderten Bewusstseinszustand, da das autonome Nervensystem diesen aufgrund von Traumatisierung initiiert hat. Alle Menschen sind sexuelle Wesen, da die Sexualenergie die Lebensenergie ist, also das, was ihn nicht nur auf diese Erde bringt, sondern ihn auch am Leben erhält. Bei dem einen Menschen entsteht ein unerklärbarer Kopfschmerz (Migräne), beim anderen ein Reizdarmsyndrom, beim Dritten eine Fibromyalgie, alles psychosomatische Erkrankungen, ohne klaren körperlichen Nachweis - und bei Anderen wiederum entsteht ein RGS. Das Betroffen sein des gesamten sexuellen Bereichs gaukelt dem Menschen eine Art „Hypersexualität“ vor. Das aber ist inhaltlich nicht richtig. Das „Hyper“, das „Überreizte“, das „Zu viel“ von Sexualität ist, wie oben beschrieben, der Qualität des psychosomatischen Schmerzes geschuldet. Die Regionen der Sexualität und des Schmerzes liegen im Gehirn direkt nebeneinander. Der Verdacht könnte nahe liegen, dass diese beiden Empfindungen im Gehirn ständig miteinander korrespondieren. Der amerikanische Arzt Dr. Echenberg hat geschrieben, dass er hat lernen müssen, dass da nur eine feine Linie besteht zwischen Sexualität und Schmerz.

Für den veränderten Bewusstseinszustand spricht ebenfalls, dass nahezu alle Frauen von denen ich gelesen habe, berichten, dass minimale Veränderungen des Bewusstseinszustandes, wie Auto fahren, Fernsehen schauen etc., die Symptome verstärken. D.h., je tiefer die Trance, oder modern ausgedrückt, je stärker die Dissoziation, desto heftiger die Gefühle. Aus diesen Trancen heraus entstehen dann automatisierte Orgasmen, ohne jegliche Berührung des Körpers. Auch hier intensiviert sich die Psychosomatik des Nervensystems. Auch hier werden die sexuellen Gefühle immer intensiver, je tiefer die Trance. Sowohl die Sexualität als auch die Orgasmen bekommen eine andere, intensivere Qualität. Es ist das Gleiche, wie es uns aus der Schmerzpsychosomatik bereits bekannt ist. Psychosomatischer Schmerz kann zermürbend und zerstörend sein, psychosomatische Sexualität kann völlig neue sexuelle „High Gefühle“ hervorrufen.
Aber Vorsicht!! Wir befinden uns im psychosomatischen Schmerz!! Genau deswegen berichten Betroffene immer wieder, dass Sexualität sie nur noch weiter in den Schmerz und in eine Verschlimmerung der Symptome gebracht hat. Das autonome Nervensystem reagiert nicht freundlich, sondern es ist bis zum Anschlag gestresst, sonst hätte es nicht diesen Weg der Dissoziationen gewählt. Diese vorgegaukelte psychosomatische "High Sexualität" ist nur die eine Seite einer Medaille. Auf der anderen Seite wartet schon grinsend der Schmerz, um wieder diese Mixtur aus sexuellen Gefühlen und Schmerz herzustellen.
Vielleicht ist der Vergleich mit der Medaille recht gut. Befinden wir uns im absoluten Wachzustand, sind vielleicht sogar stark abgelenkt und mit völlig anderen Dingen beschäftigt, beschreiben die meisten Betroffen, kaum bis keine Beschwerden, bzw. erträgliche Beschwerden zu haben. Irgendwann wurde das Nervensystem aber auf Trance konditioniert. So reicht manchmal die kleinste Aufmerksamkeit auf diese Gefühle, d.h., wir sind weniger im Außen und mehr in unserem Inneren, was eine Grundqualität einer Trance darstellt, und schon sind die Gefühle wieder da. Wir können gar nicht so schnell denken, wie das passiert. So, die eine Seite der Medaille, die jetzt zum Vorschein tritt ist Schmerz, Phantomschmerz, die andere Seite ist Sexualität, Fake oder Phantomsexualität. Deswegen ist diese Form der Sexualität von den Betroffenen auch nicht mit wirklichen sexuellen Gefühlen assoziiert. Je mehr ich in dieses Gefühl bewusst hinein gehe, desto stärker wird vor allem der Schmerz, vor allem wenn ich ihn von meinem Bewusstsein her weg haben will. Gebe ich jedoch dem "sexuellen Reiz" nach, bediene ich also die andere Seite der Medaille, geht es immer tiefer in diese Dissoziationen, immer tiefer in die Phantomsexualität, diese hoch energetisierte Sexualität, die natürlich in letzter Instanz auch einen hoch energetisierten Orgasmus zur Folge hat. Wenn ich aber hoch energetisierte Zustände in meinem Nervensystem fördere, wird es immer mehr dissoziieren, also in Trance gehen, was wiederum die Symptomatik verschlimmert, sowohl den Phantomschmerz, als auch die Fake Sexualität.
Noch eine Anmerkung, allein das Schließen der Augen führt in einen veränderten Bewusstseinszustand und verstärkt die Gefühle. Deswegen sind ein kleines Nickerchen mal zwischendurch oder andere Entspannungstechniken nahezu unmöglich.


Es ist jedem frei gestellt, an eine Pudendus Neuralgie, an Tarlov Zysten, an eingeklemmte Nerven, an Probleme mit den Faszien etc. zu glauben. Ich lege auch jedem nahe, sich gut untersuchen zu lassen. Dennoch glaube ich schon lange nicht mehr an all diese medizinischen Dinge.

Abschließend möchte ich noch etwas erklären.
Seit Jahrtausenden kennen die „Alten Wissenschaften“ den sog. „Energiekörper“. Körpertherapeuten lassen heute die Energien durch den Körper der Betroffenen fließen, um sie aus diesen Trancen herauszuholen und sie wieder zu erden. Gemeinhin gelten unsere Ahnen als dumm und nur unsere wissenschaftliche Medizin als klug. Es scheint mir eher umgekehrt. Unsere Ahnen haben etwas gewusst, was wir zwingend näher erforschen müssen, denn von RGS Betroffene bleiben in der Behandlung eindeutig auf der Strecke.
Meiner Meinung nach ist der „Energiekörper“ ein bestimmter Trancezustand des autonomen Nervensystems, der den Menschen tatsächlich immer energetischer und immer weniger körperlich macht. Je energetischer der Mensch ist, umso stärker werden die Körpergefühle, aber umso weniger fühlt der Mensch seinen Körper tatsächlich. Er wird immer körperloser und dafür immer gefühlsintensiver. Solche Zustände können Betroffene nicht handhaben. Wir sind keine östlichen Yogis, die ihr Leben lang nichts anderes getan haben, als das zu üben. Wir beherrschen nicht unser autonomes Nervensystem. Bei uns arbeitet es völlig selbstständig und unabhängig von unserem Willen.

So ist zum Schluss nochmals mein Appell, bleibt wach, im Hier und Jetzt, bewegt Euch, lenkt Euch ab, tut Alles, Eure Aufmerksamkeit nicht auf Eure Sexualität und was damit zusammenhängt zu lenken, sondern auf völlig andere Dinge. Ich weiß im Moment keinen anderen Weg.

Ich wünsche Euch Allen nur das Beste.
LG Aristocat
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amaranth
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BeitragThema: Meine letzte Erklärung zum Regs...   Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung EmptyDo 12 Jan - 15:11

Hallo Aristocat,
danke dir sehr, für deine ausführliche Zusammenfassung der Regs Vorgänge.
Wünsche allen betroffenen Frauen, dass sie diese Dinge in Betracht ziehen können, und sich nicht zu sehr auf die Mediziner verlassen.
Danke, dass du noch mal darauf aufmerksam gemacht hast.
Alles Liebe von Amaranth
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Nikkel
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BeitragThema: Re: Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung   Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung EmptyMo 16 Jan - 5:38

Hallo Aristocat,

nimmt man diese Flashbacks denn immer bewusst wahr? Weil ich mich nicht daran erinnere, gewisse Bilder oder Erinnerungen aufleben zu sehen. Meine Therapeutin spricht auch von Trauma bei mir. Doch genau diese Flashbacks habe ich nicht. Zumindest sind sie mir nicht bewusst.  
Aber irgendetwas hat mich zurückgeworfen in die Dissoziation, wenn ich das nach deiner Erklärung betrachte. Ich war gedanklich stark mit meiner Arbeit beschäftigt. Sie ließ mich praktisch nicht in Ruhe. Ich hatte kaum Beschwerden. Und wenn, dann nur im unteren Bereich. So, dass sie mich nicht weiter beeinflussten. Schon gar nicht mehr ängstlich oder panisch machten. Seit letzter Woche ist es aber so ruhig geworden, dass ich mich gedanklich nicht mehr mit der Arbeit und dem Ärger dort beschäftige, bzw. nur noch geringfügig. Nicht ausreichend, wie mir scheint. Denn ich bin wieder gefangen in der Dissoziation. Es hat mich so zurück verschlagen in die Dissoziation, wie ich es zuletzt am Anfang bzw. vor ca. einem Jahr erlebt hatte. Ich konnte mir schon gar nicht mehr vorstellen, dass mich die Symptome von RGS so ängstigen können, so gefangennehmen können. Und vergangenes Wochenende hat es mich arg erwischt. Nur ohne einen Flashback. Ich bin durch diese Symptome wach geworden gegen Morgen. Einmal schaffte ich es, wieder einzuschlafen aber eine Stunde später war alles vorbei. Ich bekam so eine Heidenangst, dass ich aufgestanden bin und total panisch war. Ich hatte RGS es sogar im Traum und dort versucht, gegen die Symptome anzukommen. Kurzfristig dachte ich sogar daran, mir irgendwie wehzutun, um mich mit Schmerzen von RGS und Angst abzulenken. Es war der reinste Horror. Und das hat mich um Meilen zurückgeworfen in meinem geglaubten Fortschritt.
Gehe ich richtig in der Annahme, dass wir alle uns nicht wirklich aushalten können? Wenn wir uns permanent von uns ablenken müssen, uns nach außen richten, um bloß nicht wieder in die Dissoziation zu geraten? Was ist zu halten von der Theorie, sich seinen eigenen Ängsten zu stellen? Greift sie hier gar nicht?


Ich habe mir deinen Text ausgedruckt, um ihn immer wieder lesen zu können, wenn es schlimm wird. Mal schauen, ob es wirkt.

Danke für die gute Ausführung.
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Aristocat
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BeitragThema: Re: Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung   Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung EmptySa 4 Feb - 18:55

Hallo Nikkel,

was Du beschreibst ist ganau das, worauf ich immer hingewiesen habe. Bei starker Ablenkung - Du warst gedanklich sehr mit Deinem Job beschäftigt - verblassen bis verschwinden die Symptome. D.h., in Deinen Gedanken hatten andere Dinge Vorrang und Dich bewegten andere Emotionen. Das ist einer der wichtigsten Aspekte von RGS. Zugleich zeigt das, wie stark unser energetisches System (Gedanken und Gefühle sind Energien) auf uns einwirkt.

Nein, zum RGS haben wir keine "flash backs". Wie ich auch in meinem Brief an die Wissenschaftler geschrieben habe, RGS ist ein permanentes Trauma, eine Form von permanenter Folter. So leben wir diese Traumatisierung immer, so dass keine "flash backs" erforderlich sind, um das Geschehen wieder anzutreiben. "Flash backs" könnten höchstens aus zuvor erlebten Traumatisierungen oder Überforderungen des Nervensystems entstehen. "Flash backs" sind praktisch ein Denken an, Fühlen von und Vorstellen von Gewalt- oder Überforderungen des Nervensystems. Also auch "flash backs" laufen sehr energetisch und sind im Nervensystem konditioniert. Alles, was energetisch ist, ist schneller als unser Bewusstsein und viel schneller als unser Körper. Deswegen reagiert das autonome Nervensystem so schnell, und wir können es mit unserem Bewusstsein und unserem Willen nicht steuern. Deswegen sitzen wir auch immer wieder so schnell in dem dissoziativen Zustand des RGS, nämlich wenn der Zustand der starken Ablenkung vorbei ist.

Was ich allerdings erlebt habe und was für traumatisierte Menschen "normal" ist, das sind sog. "déjà vus". Plötzlich sind Situationen oder sonstige Erinnerungen aus der Vergangenheit da. Bei mir lief das sehr stark über Muster von Bekleidung, Tapeten etc.. Beispiel: Ich gehe lockert über die Straße und will in die Stadt zum Einkaufen. Plötzlich sehe ich eine Frau mit einem Regenschirm. Im selben Moment sehe ich konkret das Muster eines Regenschirms vor meinen Augen, den ich als 7-8 jährige besaß. Zugleich war ich gefühlsmäßig sofort in diesem Alter und hatte diesen Schirm bei mir. Diese Sequenzen sind nicht allzu lang, aber sie sind über die Maßen intensiv, und es entsteht tatsächlich ein kurzer zeitlicher Wechsel innerhalb des eigenen Lebens. Zugleich wird klarer, wieviel man schon gelebt hat und dass das im Rückblick so kurze und schnelllebige Leben gar nicht so kurz ist. Allerdings wird Zeit auch relativ und wir scheinen uns gedanklich und gefühlsmäßig, also energetisch, in verschiedenen Zeitdimensionen aufhalten zu können. Körperlich ist das nicht möglich, da sind wir an Raum und Zeit gebunden, denn ich stand nicht plötzlich als 8 jährige auf der Straße. zugleich zeigt es aber auch, welch ein Wunderwerk unser autonomes Nervensystem ist. Das Gleiche gilt übrigens auch für die andere Richtung, für sog. Präkognitionen, dass man also zukünftige Situationen "weiß". Das ist kein bewusstes Denken, jetzt passiert das und das. Es ist ein Erfühlen der Zukunft. Auch das ist aus der Trauma- und Dissoziationsforschung schon seit längerem bekannt.
Diese "déjà vus" werden meistens pathologisiert, da sie vor allem bei hoch traumatisierten Menschen beobachtet werden, und wir alle sind hoch traumatisiert. Jeder sollte sich gut beobachten, ob er dieses Katapultieren in die Vergangenheit auch kennt. Zum RGS gehört viel mehr, als "nur" eine "Dauererregung". Diese Interpretation ist mehr als oberflächlich bis hin zu ignorant.

Noch zu Deiner Angst. Es wäre wahrscheinlich zu einfach, wenn ich Dir sage, dass Angst nur in der Vorstellung entsteht. Sie entsteht da, wo wir unserer Gedankenenergie freien Lauf lassen und Ameisen in unserem Kopf haben, was uns alles Schlimmes noch passieren kann. Was ich versuchen will zu erklären, je mehr Du in die rationale Erklärung Deines Zustands gehst, und je weniger Raum Du Deinen Gedanken und Gefühlen (Angst) gibst, desto besser wirst Du damit leben können. Dass das Ganze schlimmer werden könnte, ist nur Deine Vorstellung, aber nicht die Realität. Im Moment kannst Du mit RGS sogar noch arbeiten. Also, schauen wir uns die Realität an:
Wie im Kommentar zuvor geschrieben, hat die Medaille zwei Seiten. Auf der einen Seite ist Schmerz - Phantomschmerz, auf der anderen ist grob gesagt Sexualität - Fake Sexualität. Da es sich sowohl bei der Art der Entstehung, als auch beim weiteren Erleben dieser Gefühle um eine massive Traumatisierung handelt, befindet sich der Mensch in einem veränderten Bewusstseinszustand. In einem veränderten Bewusstseinszustand wird das Nervensystem energetischer, d.h., wir sind nicht mehr so mit unserem Körper verbunden, und damit werden zugleich Schmerz und Sexualität unerträglicher und intensiver.

Es ist seit langem bekannt, dass Sexualität generell in veränderte Bewusstseinszustände führt. Das ist mit ein Grund, warum Menschen gerne Sexualität haben. Wir Betroffene befinden uns aber in einem veränderten Bewusstseinszustand und haben negative Symptome. Damit ist es nur logisch, vertiefen wir die Bewusstseinszustände - schauen wir Fernsehen, fahren wir Auto, dösen wir, tagträumen wir, entspannen wir uns, haben wir zu viel gegessen und werden träge etc. - intensivieren sich die negativen Gefühle. Vor allem die Sexualität wird in diesen Zuständen aktiver, und der Schmerz tritt häufig in den Hintergrund. Nun kommen die noch tieferen Bewusstseinszustände
der Einschlaf- und der Aufwachphase oder gar des Schlafes selbst. Also, was macht die Sexualität? Sie verstärkt sich weiterhin und wird gerade in diesen tiefen Bewusstseinszuständen hoch aktiv bis hin zu Orgasmen. Es ist also nichts anderes als eine logische Abfolge. Je tiefer der Bewusstseinszustand, desto stärker die Sexualität.

Ich halte es für gefährlich, sich immer auf das Schlimmste einzustellen, sondern vielmehr zu überlegen, wie kann ich die Dinge handhaben? Häufig passiert diese "automatisierte Sexualität" morgens in der Aufwachphase.
- Man kann üben, schneller wach zu werden und sich selbst aus diesem Bewusstseinszustand herauszuholen. Oft hört das sexuelle Geschehen schon allein durch die Veränderung des Bewusstseinszustandes auf.
- Wenn es schon Morgen ist, unter die Dusche gehen. Wasser absorbiert und setzt dem Nervensystem einen Gegenimpuls, so dass es an dieser energetischen Aufladung verliert.
- Eine Körperbürste ans Bett stellen und sich von den Füßen her damit abbürsten. Vor allem aber auch den Rücken und das Sakrum. Auch das gibt dem Nervensystem einen Gegenimpuls.
- Die Füße massieren, das erdet.
- Gymnastik im Bett machen, vor allem die Beine bewegen. Jede Art von Bewegung führt heraus aus diesen tiefen Trancezuständen und damit aus der ungewollten Sexualität.
- Ein Eispad ans Bett legen, das man dann kurz abwechselnd auf den Bauch und auf das Sakrum legen kann.
- Mir haben auch Kopfhörer mit Musik (nichts Meditatives) geholfen. Ich bin sogar manchmal über der Musik wieder eingeschlafen.
- Ausprobieren, was tut mir in solchen Situationen gut? Auf jeden Fall alles, was körperlich ist.
- Einen Zettel mit allen Hilfsmöglichkeiten ans Bett hängen, damit man in der Notsituation nicht groß nachdenken muss, sondern direkt handeln kann. Und keine Horrorphantasien mehr! Aktiv bleiben und Handeln ist das beste Mittel!

LG Aristocat
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Hermine




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BeitragThema: Re: Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung   Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung EmptyDo 19 Okt - 8:41

Hi Aristocrat,

ich habe erst seit Kurzem mit diesem Thema zu kämpfen und wollte mich mal bei dir für deine ausführlichen und informativen Beiträge bedanken.
Ich kann mir hier immer sehr viel hilfreiche Informationen ziehen.
Demnächst werde ich bestimmt hier nochmal mit ein paar Fragen im Forum ankommen. Smile

Gruß Hermine
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Aristocat
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BeitragThema: Re: Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung   Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung EmptyDo 19 Okt - 15:14

Hallo Hermine,

herzlichen Dank für Deine freundliche Rückmeldung. Es freut mich, wenn jemand etwas mit meiner Sichtweise anfangen kann.
Allerdings sage ich nochmals, das ist meine Sichtweise, und sie entspricht keineswegs der medizinischen Meinung. Da die Phänomene aber kommen und gehen, je nachdem wie stark man abgelenkt ist, dürfte es sich wohl nicht um ein rein körperliches Problem handeln. Auch spielen Angst, Depression und auch Antidepressiva in dem gesamten Zusammenhang eine große Rolle. Wie und in welcher Reihenfolge dürfte bei jedem wohl anders sein.

LG Aristocat
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Giko




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BeitragThema: Re: Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung   Meine letzte Erklärung zum RGS als psychosomatische Erkrankung EmptyDi 20 Feb - 9:27

Hallo Aristocat, mich würde interessieren welche Gedanken Du hast wenn regs sehr stark ist? Denkst Du dann bewusst an etwas anderes als an Sexualitaet.? Mir fällt es dann schwer an etwas anderes zu denken und ich muss mich stark auf andere Dinge konzentrieren.Ich habe dabei auch Schmerzen und das schon nach dem aufstehen.Ich habe gegen die Schmerzen Amitryptilin 50 mg bekommen aber das hilft nicht.Ich habe durch rege auch meine Arbeit verloren da ich in eine depressive Phase gerutscht und lange krank geschrieben war.Hast Du auch verstärkt Beschwerden beim Autofahren? Über Deine Antwort würde ich mich riesig freuen.
Liebe Gruesse giko
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