große Angst, dass ich es habe

Hallo zusammen:)

bei mir (21 Jahre) hat das ganze vor etwa zwei Monaten angefangen. Ich hatte zuerst richtig starke Symptome in Stresssituationen und hatte die Erregung dann eine Woche lang ununterbrochen, konnte nicht schlafen, habe nur geheult (vor allem auch bei der SB). Ich war bei verschiedenen Ärzten (Neurologe, Psychiater, Frauenärzte), doch niemand konnte mir wirklich helfen, alle schicken einen zu jemand anderem. Dann bin ich zu einer Schwangerschaftsberatung gegangen, die Sozialpädagogin hat eine Fortbildung zum RGS und hat mir wirklich schon weitergeholfen, sie nimmt sich auch richtig Zeit für mich, ich kann über alles reden...
Tipps für euch: Heilwolle mit beruhigendem Lavendelöl in die Unterhose (hat echt geholfen, man muss nur aufpassen, habe irgendwann einen Pilz bekommen...); Vitamine (Magnesium Citrat, Vitamin B, Vitamin D); abends Beruhigungsmusik und Wärme (Wärmeflasche mit in's Bett); Sport/ Bewegung; auf weiche Unterlage setzen...

So würde ich meine Symptome beschreiben:
- Kribbeln, pulsieren, pochen; selten auch Schmerzen oder Brennen (alles vaginal und klitoral)
- wird im Sitzen schlimmer (besonders Busfahren durch das Wackeln) und bei Stresssituationen
- Selbstbefriedigung verschlimmert Symptome (ich habe es allerdings nach dieser Horrorwoche am Anfang erstmal ganz gelassen, vor 2 Tagen habe ich es noch einmal probiert und habe eine Verschlechterung bemerkt)
- Nicht im Zusammenhang mit Lust, nur noch Angst und Frustration bei Erregung (ist fast den ganzen Tag da, wenn auch oft nur leicht, ich kriege es aber auch fast nicht aus dem Kopf; kann es ab und zu mal vergessen)
- Habe große Angst vor RGS oder auch davor, dass ich mir alles doch nur eingebildet habe

Ich habe Antidepressiva (Valdoxan) Ende August abgesetzt und die Symptome begannen erst sechs Wochen danach. Vor 5 Wochen habe ich das Valdoxan wieder angefangen, dadurch habe ich das Gefühl, es ist ein bisschen besser. Ich habe hier auch schon von vielen gelesen, dass sie Probleme mit dem Rücken haben, deswegen denke ich, dass da auch ein Zusammenhang bestehen könnte. Ich habe seit Februar dauerhaft Schmerzen (LWS!, Schultern, Schulterblätter, Nacken) durch Verspannungen. MRT vom ganzen Rücken und Ultraschall bei der Frauenärztin haben nichts ergeben. Mit RLS oder Reizblase hatte ich noch nie irgendwelche Probleme. Psychische Probleme habe ich schon länger, ich kann auch schlecht mit Stress umgehen, davon gab es in letzter Zeit sehr viel, auch noch durch Corona... Meine Psychologin hat seit diesem ganzen Frauenproblem gesagt, dass ich eine starke Persönlichkeitsstörung hätte (Krankheit selbst gezaubert oder völlig überreagiert; Krankheit selbst aus dem Internet geholt) und hat gesagt, ich soll mir bei einem tiefenpsychologischen Verfahren Hilfe suchen; das veschlimmert die ganze Situation natürlich für mich.

Mich würde mal interessieren, wie und nach wie langer Zeit ihr die Diagnose für das RGS bekommen habt, falls ihr sie habt? Ich habe das Gefühl, dass kein Arzt das machen will oder verantwortlich sein will dafür. Ich habe es mir alles auch eine Zeit lang schön geredet, dass es nicht das ist, aber denke, so eine Diagnose würde auch Klarheit geben..... Habt ihr noch Tipps, wie ihr einigermaßen damit umgeht? Ich bin vor allem immer total frustriert, wenn die Erregung ohne Grund den ganzen Tag da ist... Ich weiß, dass das schwierig ist über das Internet, aber könntet ihr euch vorstellen, dass ich von dem RGS betroffen bin? Gibt es irgendjemanden, der RGS- Symptome hatte und gemerkt hat, dass es doch etwas anderes, harmloses war?

Ich freue mich über jede Antwort:) ganz liebe Grüße!

Hallo Irina99,

normaler Weise schreibe ich hier nicht mehr. Trotzdem möchte ich dir antworten. Dies zum einen, weil du noch so jung bist, zum anderen, weil hier sonst keiner mehr schreibt, und ich finde, dass du in deiner Situation eine Antwort verdient hast.
Schau doch mal, von den Betroffenen ist eine facebook Gruppe gegründet worden, vielleicht schreibt dort jemand mit dir. Vielleicht hast du ja auch eine PN erhalten.

Zu deinen Fragen in Kürze.
Von Ärzten, welcher Art auch immer, wirst du keine Diagnose erhalten. Erstens kennen sie nicht damit aus, zweitens haben sie somit auch keinen Behandlungsansatz, drittens hätte eine klare Diagnose auch weit reichende rechtliche Folgen und viertens gibt es keine Messungen, Bilder, Blutuntersuchungen ect., die nachweisen, dass du an ReGS leidest. Wenn du hier ein bisschen gelesen hast, wirst du feststellen, dass viele Betroffene von Pontius zu Pilatus gelaufen sind, ohne jeglichen Erfolg.
Die medizinische Hochschule Hannover macht eine Studie zu ReGS/PGAD. Der Aufruf, sich zu melden, steht unter der Themenauflistung. Du müsstest schauen, ob die Frist schon abgelaufen ist.

Entsprechend steht es mir überhaupt nicht zu, dir irgendeine Diagnose zu geben. Was du aber an Symptomen beschreibst, deutet sehr stark auf ReGS hin. Du hast auch selber an dir hierzu schon die entsprechenden Beobachtungen gemacht.
Ja, beim Busfahren wird es schlimmer. Das hängt damit zusammen, dass bei ReGS sog. veränderte Bewusstseinszustände bestehen, in Richtung Trance gehend. Dieses Schaukeln des Busses verstärkt den latent vorhandenen Trancezustand. Kinder z.B. schaukelt man in den Schlaf, also auch in einen veränderten Bewusstseinszustand.
Ja, Sex und Masturbation verstärken die Symptome. Es ist zwar ein menschliches Desaster, aber wenn man diese Verschlimmerung an sich bemerkt, ist zu überlegen, ob man Sexualität meidet.
Ja, es hat nichts mit Lust oder sexuellen Wünschen zu tun. Diese Diskrepanz macht es zusätzlich schwer, die Symptome zu ertragen, weil das Wesen der Sexualität zerstört ist. Eine ständige Ladung von sexuellen Gefühlen ist keine Lust, sondern größter Stress. Eine echte Entladung durch einen Orgasmus ist nicht möglich.
Ja, man bekommt es nicht aus dem Kopf.
Was ich jetzt schreibe, ist meine persönliche Meinung und medizinisch überhaupt nicht anerkannt:
Die Grundlage von allem ist ein energetisches Fehlleiten im menschlichen Körper, ein Energiestau. Gedanken und Gefühle und damit Angst, Stress und Druck sind Energien. Denen gegenüber stehen positive Energien wie Lust, Freude und Liebe. Diese Gedanken/Gefühle bewirken die Aktivität von Neurotransmittern, die wiederum das Nervensystem aktivieren. Bei Angst, Stress etc. entsteht also zunächst ein Energiestau. Wenn dieser Stau sehr groß ist, folgen Symptome.
Der berühmte Psychiater Wilhelm Reich (1897 - 1957) hat bei Klienten festgestellt, dass, wenn er versuchte, über Manualtechniken tiefe körperliche Verspannungen zu lösen, bei ihnen Wut, Hass oder sexuelle Erregung entstand. Ich habe schon an anderer Stelle geschrieben, dass ReGS ein Symptom für die Unfähigkeit des Körpers zu sein scheint, Entspannung herzustellen. ReGS ist also ein Stausyndrom von sexueller Energie, das keine Entladung mehr zulässt. Der Energiestau wird nach Entladung sofort immer wieder aufgebaut. In anderen Foren habe ich auch gelesen, dass Betroffene keinen Orgasmus mehr erreichen können. Reich hat man übrigens im prüden Amerika der 50ger Jahre ins Gefängnis geworfen. Wie er dort ums Leben gekommen ist, ist bis heute nicht geklärt. Er nannte diesen Energiestau "Panzerung". Ein wie ich finde auch für ReGS sehr zutreffendes Bild. Abschließend nochmal, das ist meine Sichtweise.

Was wissenschaftlich allerdings anerkannt ist, ist der Satz: "Energy flows where attention goes" (die Energie fließt dorthin, wo die Aufmerksamkeit hin geht). Mit diesen permanenten Gefühlen in einem unserer empfindlichsten Körperbereiche, ist es nur logisch, dass unsere Aufmerksamkeit ständig dort ist, wodurch die Gefühle wiederum verstärkt werden. Immer wieder berichten Betroffene, dass, wenn sie stark abgelenkt sind, die Gefühle verschwinden. Da Energie aber schneller ist als unser Bewusstsein, sind die Gefühle sofort wieder da, sobald die Ablenkung aufhört.

Ich muss dir leider sagen, dass mmer mehr bekannt wird, dass Antidepressiva sexuelle Dysfunktionen hervorrufen können; nicht nur die, auch andere Psychopharmaka. ReGS ist eine sexuelle Dysfunktion. Das versucht die Pharmaiondustrie natürlich weit von sich zu weisen. Wenn dies klar wäre, könnten sich die Pharmaindustrie und auch Ärzte vor Klagen nicht mehr retten. Deswegen auch die große Vorsicht im Umgang mit einer Diagnose, vor allem während oder nach der Einnahme von Antidepressiva. Das ist nur eins der rechtlichen Probleme. Denn wäre diese Abfolge klar nachweisbar, wäre das Körperverletzung in höchster Potenz. Google hierzu mal Dr. Healy, er ist auch auf youtube und Prof. Peter Götzsche, der zwei Bücher geschrieben hat. Er vergleicht Antidepressiva mit Straßendrogen.
Es sieht wohl so aus, dass die Psychopharmaka die Hirnchemie und damit das endokrine System und das Hormonsystem derart verändern, dass sexuelle Dysfunktionen entstehen können.

Aber deine Psychologin ist das beste Beispiel dafür, wie man aus lauter Unwissenheit heraus mit der Patientin umgeht. Man schiebt ihr den schwarzen Peter in die Schuhe und drückt ihr noch den Stempel einer weiteren Diagnose aus dem wunderbaren DSM (Diagnostisches und Statisches Manual der psychischen Störungen) auf. Die Diagnose Persönlichkeitsstörung geht an deine Krankenkasse und wird dort nie mehr verschwinden, dein Leben lang. Bei passender Gelegenheit wird man sie wieder hervorkramen.
Du hast keine Persönlichkeitsstörung, was immer das sein mag. Du hast auch nichts "herbeigezaubert", oder aus dem Internet geholt. Du hast viel Stress gehabt (s.o. Emotionsstau, viele ungute Gedanken und Gefühle) und ein Psychopharmakum genommen, und 6 Wochen nach dem Absetzen hast du Anzeichen von ReGS verspürt. Das sind Fakten, keine Zauberei und keine "Infektion" via Internet.
Therapeutisch, auch nicht tiefenpsychologisch, lässt sich ReGS nicht beheben. Im Gegenteil, wenn du da tiefenpsychologisch ran gehst, könnte noch mehr aufgewühlt werden. ReGS bedarf ganz anderer Verhaltensregeln. Gerne auch eine psychologische Begleitung, aber die muss von der Materie Ahnung haben und genau wissen, worum es sich handelt. Vielleicht gibst du deiner Psychologin zur Einarbeitung mal die niederländische website zum ReGS: https://www.psas.nl. Da stehen auch die ersten Veröffentlichungen zum ReGS/PGAD aus 2001 von Prof. Sandra Leiblum drauf. Die haben auch eine recht gute Beschreibung des Syndroms und ein paar brauchbare Tipps, die das Leben ein bisschen erleichtern. Dann hätte sie schonmal einen ersten Überblick. Lass dich nicht verunsichern!!

Liebe Grüße
Aristocat

Da ist mir aber gestern eine nette Freud'sche Fehlleistung unterlaufen. Aus dem "Diagnostischen und Statistischen Manual" der Psychiatrie habe ich ein "statisches" Manual gemacht. Naja, statisch ist es durchaus auch. Betroffene in den USA bezeichnen es häufig als Bibel der Psychiatrie. Die ist auch für die daran Glaubenden unumstößlich, aber eben nicht wissenschaftlich.

Zu den ätherischen Ölen möchte ich noch kurz etwas sagen.
Ätherische Öle bitte nie pur auf die Haut auftragen. Sie können sehr hautreizend wirken. Sie müssen immer in ein Trägeröl gegeben werden, z.B. Jojobaöl, das ist ewig haltbar und ohne großen Eigengeruch. Vielleicht legst du mal ein größeres Pad mit Öl getränkt (nicht zu nass) vom Steißbein hoch zum Sakrum, denn da laufen sehr viele Nerven zum Urogenitalbereich. Auf 2 Eßl. Jojoba Öl ca. 7 -10 Tropfen Lavendel Öl. Wenn du es nicht tagsüber lange tragen willst, kannst du auch einfach den Bereich damit einreiben. Ebenfalls den Bereich Schambein und den folgenden unteren Bauch, kannst du einreiben. Auch mal öfter tagsüber an dem Fläschchen riechen. Der Geruch geht sofort ins Gehirn. Zum Schluss noch, bitte nur gute Öle aus zertifiziert biologischem Anbau verwenden.

Nochmals LG

Hallo Aristocat,

vielen Dank für deine Antwort! In der Facebook Gruppe bin ich jetzt auch, da wird wirklich mehr geschrieben.
Das ist eine gute Idee mit der Studie in Hannover, davon habe ich in letzter Zeit oft gelesen... Ich hoffe auf jeden Fall, dass das noch aktuell ist, habe einfach mal E-Mails verschickt (auch an Dr. Krüger, der das mittlerweile macht).
Kein Problem, den Fehler hatte ich sowieso überlesen gehabt
Der Beitrag ist auch gut, das kann ich der neuen Psychologin zeigen, das mit der anderen hat sich sowieso erledigt gehabt nach dieser Aktion.

Alles Gute und liebe Grüße
Irina

Das freut mich, dass du ein bisschen weitergekommen bist. Es ist auch gut, dass du die Psychologin gewechselt hast.

Habe übrigens bei den ätherischen Ölen etwas falsch gemacht. Auf 50 ml. Trägeröl rechnet man 20 Tropfen ätherisches Öl. Dann kannst du ja runterechnen, wenn du weniger Trägeröl hat. Du kannst dir auch ein Körperöl machen, praktisch als Hautpflegeöl. Jojobaöl ist sehr pflegend für die Haut und somit dann auf 50 ml. Trägeröl 20 Tr. Lavendelöl. Die ganze Haut kann das beruhigende Öl dann einatmen. Man sollte die Wirkung ätherischer Öle nicht unterschätzen!

Dir weiterhin alles Liebe
Aristocat